Alkoholismus Therapieforschung Schweiz (atf Schweiz)

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Und wer fragt, wie es mir geht?

Alkoholabhängigkeit und deren Behandlung aus Sicht der Angehörigen

Projektleitung: Harald Klingemann, Peter Eggli
Mitarbeiter: Katrin Schläfli, Sonja Stutz
Förderung: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Kliniken und Rehabilitationszentren für Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit (SAKRAM)
Laufzeit: 11/ 2007 bis 12/ 2010

Ausgangslage

Aus der Praxis wird kaum bestrittenen, dass Partnerinnen und Partner von Alkoholabhängigen oft massiven und chronischen Belastungen ausgesetzt sind, welche sowohl die eigene Lebenssituation stark beeinträchtigen als auch den Umgang mit dem abhängigen Partner beeinflussen. Dem steht gegenüber, dass wir über Art und Ausmass der Belastungen und über die Behandlungsansprüche von Angehörigen kein differenziertes Wissen haben und somit Handlungsgrundlagen für spezifische Interventionsansätze fehlen.

Inhalte und Zielsetzung

Die Studie analysiert Alkoholabhängigkeit sowie deren stationäre Behandlung aus der Perspektive der Angehörigen. Die Untersuchung erfolgte durch Befragung von je 60 Partner und Partnerinnen von Patienten in stationärer Behandlung und erfolgte postalisch mittels standardisiertem Fragebogen. Mit diesem wurden Angaben zur Befindlichkeit, Belastungen im Zusammenhang mit Abhängigkeitserkrankungen des Partners bzw. der Partnerin sowie den diesbezüglichen Bewältigungsstrategien erfragt. Zudem wurden die im Zusammenhang mit der Behandlung verbundenen Bedürfnisse an die behandelnden Institutionen erhoben. Mittels eines halbstrukturierten Interviews wurde zudem die therapeutische Leitung jeder Institution befragt, um einen Überblick über das aktuelle Behandlungsangebot der SAKRAM-Institutionen für die Angehörigen zu erhalten.

Relevanz

Die Ergebnisse belegen, dass Partnerinnen und Partner von alkoholabhängigen Personen multiplen Belastungen ausgesetzt sind. Damit verbunden ist eine Einschränkung der Lebensqualität. Während der stationären Behandlung zeigt sich sowohl ein Rückgang der Belastungen als auch eine Verbesserung der Lebensqualität. Den von den Partnerinnen und Partnern genutzten Angeboten wurde insgesamt eine hohe Nützlichkeit zugewiesen, allerdings ist die Reichweite einiger Angebote eher gering. Insbesondere dem Anspruch nach Einbezug in die Behandlung und dem Bedürfnis nach Informationen zum Umgang mit Rückfällen der Partnerin bzw. des Partners sowie zu Verlauf und Prognose werden die derzeitigen Angebote nicht vollumfänglich gerecht. Die Ergebnisse lassen Schlussfolgerungen hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung der Angebote für Angehörige wie auch deren Durchführungsmodalitäten in stationären Institutionen zu.

Publikation

Stutz S., Schläfli K., Eggli P., Ridinger M. (2012). Angehörigenarbeit in der stationären Behandlung von Alkoholabhängigen. SuchtMagazin 1; 4-6 (2012).